JAHRESLOSUNG

Jahreslosung 2023
DU bist ein GOTT, der mich sieht!
(1. Mose 16, 13)

Liebe Geschwister! Liebe Freunde!

Ich grüße euch herzlich am Anfang dieses neuen Jahres 2023.

Das Wort Zeitenwende wurde zum Wort des Jahres 2022 gewählt. Zeitenwende, darunter verstanden wir in Europa bisher die Einteilung unserer Zeitrechnung in die Zeit vor und nach Christi Geburt.

Das Wort Zeitenwende wurde zum Wort des Jahres 2022 gewählt. Zeitenwende, darunter verstanden wir in Europa bisher die Einteilung unserer Zeitrechnung in die Zeit vor und nach Christi Geburt.
Nun hat Bundeskanzler Olaf Scholz dieses Wort in seiner Rede zum Ukraine-Krieg im Februar 2022 aufgegriffen und betont, dass wir wieder in einer Zeitenwende leben. Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Das waren seine Worte. Damit wollte er die Bevölkerung auf Veränderungen vorbereiten, die für jeden Einschränkungen und Verzicht bedeuten.

In diese ungewisse Zeit hat der HERR seiner Gemeinde nun ein tröstendes und mutmachendes Wort als Jahreslosung für 2023 geschenkt. Ich möchte den ganzen Vers aus 1. Mo 16, 13 (HFA) zitieren:
Da rief Hagar aus: »Ich bin tatsächlich dem begegnet, der mich sieht!« Darum nannte sie den HERRN, der mit ihr gesprochen hatte: »Du bist der Gott, der mich sieht.«

Hagar war eine ägyptische Sklavin und persönliche Dienerin Saras, der Frau Abrahams, die bis ins hohe Alter kinderlos geblieben war. Doch Gott, der Sara sah, versprach ihr und Abraham, trotz der scheinbaren Unmöglichkeit, ein Kind zu bekommen, ihr einen Sohn zu schenken, denn bei Gott ist nichts unmöglich (Lk 1,37). Gott erschien Abraham in einer persönlichen Vision, um ihm zu offenbaren, dass aus seinen Nachkommen DER RETTER kommen wird, der die ganze Menschheit vom Fluch der Sünde, des Ungehorsams gegen Gott, retten und befreien wird (1. Mo 15).
Der Weg, den Abraham und Sara nun einschlugen, war ein Weg des Glaubens und Vertrauens. Zehn Jahre vergingen und es geschah … nichts. Da ergriff Sara die Initiative. Sie schlug Abraham vor, nach der Sitte der Zeit mit ihrer persönlichen Leibmagd Hagar einen Sohn zu zeugen und diesen dann als ihren eigenen Sohn anzunehmen. Abraham willigte ein und so wurde Hagar schwanger. Sowohl für Sara und Abraham als auch für Hagar ereignete sich eine Zeitenwende. Nichts würde mehr so sein wie vorher.
Aufgrund ihrer Schwangerschaft wurde Hagar jedoch ihrer Herrin gegenüber hochmütig und aufsässig. Sara beklagte sich darüber bei Abraham. „Sie ist dein Eigentum“, erwiderte Abraham, „ich lasse dir freie Hand – mach mit ihr, was du willst!“ Daraufhin behandelte Sara die Magd sehr schlecht (1. Mo 16, 5+6). Hagar floh aus dieser für sie so bedrückenden und belastenden Situation in die Wüste. An einer Wasserstelle begegnete sie Gott in der Gestalt als Engel des HERRN. Dieser sprach direkt zu ihr und forderte sie auf, zurück zu ihrer Herrin zu gehen und sich ihr unterzuordnen. Des Weiteren bekam sie die Verheißung: Gott wird dir einen Sohn schenken, dem du den Namen Ismael (Gott hört) geben sollst (1. Mo 16, 11). Dann, in Vers 13, folgt der Ausruf Hagars:
DU bist ein GOTT, der MICH sieht.
Hagar kannte viele Götter. Doch von ihnen kam keine Hilfe. Von ihnen wurde sie nicht gesehen, nicht wahrgenommen, nicht geachtet. Diese Götter begegneten ihr nicht persönlich.

So wie Gott einst persönlich zu Abraham sprach und ihm begegnete, so begegnet Gott nun als Engel des Herrn einer Hagar und spricht mit ihr. Er stellt ihr Fragen und lässt sie ihren ganzen Kummer und die innere Not schildern. Der HERR nimmt sie, die eine Sklavin ist, ernst. Er wertschätzt sie. Er verklagt nicht. Aber er fordert sie auf, zu ihrer Herrin zurückzukehren und sich zu demütigen. Auch sie bekommt eine Verheißung für ihren Sohn (1. Mo 16, 10-12).
Hagar muss nun eine Entscheidung treffen und eine Antwort geben. Aber dieses persönliche Gespräch löst bei Hagar etwas aus. Sie bricht in einen Jubelruf aus und bekennt:
Du bist ein Gott, der mich sieht!

In dieser Geschichte wird uns eine Menge an Wahrheiten offenbart, die unseren Glauben, unser Vertrauen auf Gott, gerade in diesen unsicheren Zeiten stärken und auf erbauen sollen. Wir nehmen in dieser Geschichte Anteil an einer Familiengeschichte. Es wird hier nichts beschönigt oder kaschiert. Die Dinge werden so dargestellt, dass menschliche Schwächen und Versagen bei allen Beteiligten offenbar werden. Trotz Verheißung und persönlicher Anrede werden Sara und Abraham schwach im Glauben und meinen, Gott unter die Arme greifen zu müssen. Ihr Handeln folgte den Sitten und Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Aber ihre Entscheidung brachte für alle Beteiligten nur Kummer, Ablehnung und Schmerz.
Hagar gerät in dieses Getriebe „guter“ Absichten und wird zum Spielball. Aber auch bei ihr offenbaren sich die menschlichen Schwächen: das Verlangen nach Anerkennung und Geltung.
Steckt das nicht auch in uns allen? Und sind wir nicht alle bereit, für Ansehen und Bestätigung Grenzen zu überschreiten, damit wir nun zu der Wertschätzung kommen, die uns die anderen verweigern und die uns doch nach unserem Ermessen zusteht?
So ergreift Hagar die Initiative und handelt. Sie flieht. Bloß weg, bloß raus aus der bedrückenden Situation und sich selbst helfen und Erleichterung schaffen.

Wenn unsere gut gemeinten menschlichen Pläne scheitern und wir durch unser Handeln selbst „unter die Räder kommen“, Gottes Plan scheitert trotz des menschlichen Versagens nicht. Wir laufen weg und Gott folgt uns und wartet schon auf den gescheiterten Menschen.

In dieser Geschichte wird schon bildhaft die Güte, Gnade und Barmherzigkeit Gottes dargestellt, die dann in Jesus Christus, unserem Retter, allen Menschen angeboten wird. Jesus hat sich aufgemacht, um dem Menschen, der seit dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies auf der Flucht vor Gott ist, zu begegnen. In den Evangelien wird uns diese Suche Jesu als der gute Hirte, der die verlorenen Schafe sucht, eindrücklich geschildert.

Hagar erlebte, dass ihr Schicksal einem lebendigen Gott nicht gleichgültig ist. Sie erfuhr in der persönlichen Begegnung Wertschätzung und dadurch Heilung und Kraft, sich ihrer verfahrenen Situation neu zu stellen. Das konnte aber nur geschehen, indem sie ihre zugewiesene Stellung einnahm und sich demütigte.

Der HERR kennt auch DICH. Er kennt deine Verhältnisse, in denen du dich gerade befindest. Und Gott hat schon in Jesus vorgesorgt. Aber auch du musst eine Entscheidung treffen und IHM eine Antwort geben.
Petrus drückt das wachsame Auge, das Gott in seiner Liebe und Fürsorge für uns hat, treffend in
1. Petrus 5, 5-6 aus:
Alle aber umkleidet euch mit Demut ⟨im Umgang⟩ miteinander! Denn »Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade«. Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöht zur ⟨rechten⟩ Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch. Seid nüchtern, wacht!

Auch du sollt in diesem Jahr in den Jubelruf ausbrechen: DU bist ein Gott, der MICH sieht!
Und das soll zu einer bleibenden und täglichen Erfahrung in allen deinen Umständen und täglichen, herausfordernden Situationen werden.

Ich wünsche dir ein gesegnetes Jahr 2023.
Der Friede Gottes sei mit dir.
Armin